„Logistik liegt in der Familie“
Marco Stephan aus Homburg macht eine Ausbildung zum Speditionskaufmann - ein Erfahrungsbericht direkt von der Quelle
Marco Stephan (22) aus Homburg ist seit Januar 2022 Azubi bei der Spedition Dachser in Überherrn. Unser Mitarbeiter hat früher selbst einmal den Beruf als Speditionskaufmann gelernt. Beim Gespräch „unter Kollegen“ kam heraus, dass sich gar nicht so viel verändert hat in dem Beruf. Eigentlich nur der Name.
Hallo Marco, gibt es eigentlich noch Rollkarten? So richtige, auf Papier geschrieben?
Marco Stephan: Ja, die gibt es noch und wahrscheinlich wird es die auch noch eine Weile geben. Im Nahverkehr sehe ich da auch gar keine andere Möglichkeit, weil einfach noch nicht jede Abnahmestelle die Technik hat, das anders zu handhaben.
Wir müssen das den Lesern noch erklären. Was ist so eine Rollkarte?
Marco Stephan: Im Nahverkehr haben die Fahrer verschiedene Stellen, wo sie ihre Waren abliefern. Auf der Rollkarte sind diese Empfänger auf einer festen, möglichst sinnvollen Route mit allen wichtigen Vermerken wie Anzahl, Gewicht, Warenart usw. vermerkt. Dieses Papier nennt man dann Rollkarte.
Hauptwerkzeug ist und bleibt das Telefon
Die Berufsbezeichnung Speditionskaufmann gibt es nicht mehr. Offiziell heißt das jetzt Kaufmann für Spedition und Logistik. Was hat sich noch geändert?
Marco Stephan: Eigentlich nicht sehr viel. Zwar wird vieles im Computer und per Mail erledigt, aber das Hauptwerkzeug ist und bleibt das Telefon. Vor allem in der Disposition. Zu Stoßzeiten haben wir da an jedem Ohr einen Hörer.
Und jeder bräuchte ein drittes Ohr! Du hast mir vorher schon erzählt, dass du Abitur hast. Warum studierst du nicht, wie so viele andere?
Marco Stephan: Es ist so, dass ich 2020 zunächst ein Studium begonnen habe. Ein sogenanntes ausbildungsintegriertes Duales Studium. Ich hatte mich für Wirtschaft und Recht eingeschrieben und sehr schnell gemerkt, dass mir das nicht liegt Das war alles zu trocken, zu theoretisch. Ich mag praktische Arbeit und ich mag alles was mit Logistik zu tun hat.
Woher kommt dieses Interesse?
Marco Stephan: Das klingt jetzt etwas abgedroschen, ist aber genauso. Logistik wurde mir tatsächlich in die Wiege gelegt. Meine Großväter und mein Vater waren bzw. sind noch in der Logistik-Branche. Mit einem meiner Opas bin ich als Kind oft auf dem Bock mitgefahren. Das hat mich wohl ziemlich geprägt.
Dann kommst du sicher mit den Fahrern recht gut klar. Eine wichtige Sache und nicht immer ganz so einfach.
Marco Stephan: Eine sehr wichtige Sache, weil ich als Speditionskaufmann auf der einen Seite ja zusehen muss, dass die Ware ankommt, auf der anderen Seite weiß, wie schwierig es für die Fahrer da draußen auf den Straßen ist. Das kann man gar nicht hoch genug würdigen.
Als Speditionskaufmann sitzt man zwischen Absender und Empfänger
Du brauchst also auch eine gewisse Empathie in diesem Beruf.
Marco Stephan: Die Empathie braucht es sicher überall dort, wo viele Menschen aufeinander angewiesen sind, um einen geregelten Ablauf zu sichern. Als Speditionskaufmann sitzt man zwischen Absender und Empfänger und hat dann noch die Fahrer. Viele Interessen, viele Probleme, die entstehen können. Wenn ich da Druck ausübe oder anfange, rumzuschreien, dann werde ich nicht weit kommen.
Trotzdem gibt es hin und wieder schon mal harte Worte, wenn es nicht läuft. Wie dick muss das Fell sein?
Marco Stephan: Die Situationen gibt es und da fallen dann im Eifer des Gefechts auch mal härtere Worte. Augen zu und durch, das ist schnell wieder vergessen. Ein bisschen was abkönnen muss schon sein, aber alles bleibt ja im Rahmen.
Damit sind wir bei einer wichtigen Abteilung in einer Spedition angekommen: Reklamationen, Retouren, vermisste Waren und all das. Hast du in diesen Bereich schon einen Einblick gehabt?
Marco Stephan: Ja, es ist so, dass wir Azubis etwa alle drei Monate von Bereich zu Bereich wechseln. Das ist im Ausbildungsplan des Speditionskaufmann vorgesehen. In der Serviceabteilung, wo es u.a. um Reklamationen geht, haben die Bearbeiter täglich Negatives um die Ohren. Damit klar zu kommen ist eine Herausforderung, aber auch hoch befriedigend, wenn es gelingt, die Angelegenheit doch noch zu klären.
Eine schöne Kombination von Tätigkeiten im Büro, im Lager, im Hof
In welcher Abteilung bist du gerade im Moment? Und welche magst du bislang am meisten?
Marco Stephan: Zurzeit bin ich in der Dispo und koordiniere Im- und Exporte aus Polen und Tschechien. Das läuft richtig gut. Ich hab da ein tolles, freundliches Verhältnis mit den Kollegen in Polen und Tschechien aufgebaut. Sehr verständnisvoll, sehr rücksichtsvoll. Hier im Haus habe ich mich im Leitstand an den Wechselbrücken, wo die Fahrer eingewiesen werden, sehr wohl gefühlt. Die Leute da waren alle super gechillt und ich war sehr schnell mit denen auf Du und Du. Außerdem ist es eine schöne Kombination von Tätigkeiten im Büro, im Lager, im Hof. Sehr abwechslungsreich.
Du bist demnächst als „IHK-Ausbildungsbotschafter“ unterwegs. Was ist das? Und wie bist du dazu gekommen?
Marco Stephan: Die Personalabteilung hat mich gefragt, ob ich daran interessiert bin, meinen Ausbildungsberuf als Speditionskaufmann etwa bei Messen vorzustellen. Da hab ich gleich zugesagt, denn ich finde den Logistikbereich einfach sehr spannend und ich werde in jedem Fall dabei bleiben. In welcher Position genau wird sich dann noch zeigen.
Vielen Dank, Marco, für das nette Gespräch. Wir wünschen dir eine aufregende und erfolgreiche Zukunft in diesem spannenden Beruf.
Interview: dst
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